Praktische Lebenshilfe zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember

Oft genug schimpfen schon gesunde Menschen darüber, dass sie nicht schnell genug eine öffentliche Toilette finden können. Ungleich größer ist das Problem aber für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Für sie bedeutet ein Ausflug an unbekannte Orte erst einmal ausführliche Recherchearbeit, wo sie barrierefrei öffentliche Verkehrsmittel nutzen können, wo sie barrierefrei essen gehen können und vor allem: wo sie eine geeignete Toilette finden.

Gabriela Hund, Koordinatorin des GenerationenNetzes Reichelsheim und des Projekts „Gersprenztal inklusiv – Inklusive Nachbarschaft im Oberen Gersprenztal“ (finanziert bis 2021 durch die Glücksspirale), ist es deshalb ein Anliegen, auf die vorhandenen Toiletten für Menschen mit Behinderung im Oberen Gersprenztal hinzuweisen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) und das Zugangssystem zu erklären.

Wie an vielen anderen Orten auch, sind die barrierefreien öffentlichen WCs in Reichelsheim und Fränkisch-Crumbach nicht offen, sondern abgeschlossen und nur mit dem Euroschlüssel zu öffnen. Früher waren Behindertentoiletten oft verschmutzt und für Menschen mit Einschränkungen nicht mehr zu nutzen. Heute sind die meisten barrierefreien WCs abgeschlossen. Den nötigen Euroschlüssel bekommt man beim Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF) Darmstadt.

Dabei wird der Schlüssel ausschließlich an Menschen ausgehändigt, die auf behindertengerechte Toiletten angewiesen sind. Der deutsche Schwerbehindertenausweis gilt als Berechtigung, wenn das Merkzeichen: aG, B, H, oder BL oder das Merkzeichen G und der GdB ab 70 und aufwärts enthalten ist. Bezugsberechtigt sind außerdem unter anderem Stomaträger, Schwerbehinderte, die hilfsbedürftig sind und gegebenenfalls eine Hilfsperson brauchen, an Multipler Sklerose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa Erkrankte und Menschen mit chronischer Blasen- oder Darmerkrankung. Nähere Infos gibt es auf der Website www.cbf-da.de. Dort ist auch der Führer „Der Lokus“ für Toiletten mit Euroschlüssel erhältlich, der 12000 Toiletten in Deutschland und Europa verzeichnet.

In Reichelsheim gibt es ein barrierefreies öffentliches WC im Hof der Michaelskirche. Der Hof der Michaelskirche ist tagsüber geöffnet, außerdem bei kirchlichen Veranstaltungen. Das WC lässt sich dann mit dem Euroschlüssel öffnen.

In Fränkisch-Crumbach befindet sich im Seitenbau des Rathauses ein barrierefreies öffentliches WC, das sich mit dem Euroschlüssel öffnen lässt. Darüber hinaus steht im Park an der Saroltastraße eine mobile behindertengerechte Toilette, allerdings nur von Frühjahr bis Herbst.

Auch auf ein weiteres Hilfsmittel zur Barrierefreiheit weist Gabriela Hund hin: Auf www.wheelmap.org oder in der App wheelmap sind öffentliche Orte aller Art (Geschäfte, Restaurants, kommunale, kirchliche und kulturelle Gebäude, Bushaltestellen …) verzeichnet. Jeder Mensch kann dort die Orte bewerten, ob sie barrierefrei sind, und ob es eine behindertengerechte Toilette gibt. Website wie auch App sind zum Mitmachen gedacht; mit einem einfachen Ampelsystem können alle die Orte bewerten, an denen sie gerade sind.

Gabriela Hund ist im Rahmen des Projekts „Gesprenztal inklusiv – inklusive Nachbarschaft im Gersprenztal“ mit Konfirmanden durch Reichelsheim gezogen. Die Jugendlichen hatten sich Rollstühle ausgeliehen, erforschten damit Barrieren und barrierefreie Orte und markierten die entsprechenden Orte in der wheelmap.

Seit 11 Jahren ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft. Allen Menschen sei seitdem die uneingeschränkte Teilnahme an öffentlichen Aktivitäten möglich zu machen, so die Koordinatorin. Das beginne mit so Elementarem wie Toiletten für alle, die längst noch nicht überall selbstverständlich seien. Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember sei ein guter Termin, um auf Barrieren hinzuweisen.

Weitere Infos zum Thema gibt es auf der Projektwebsite www.gersprenztal-inklusiv.de . Außerdem empfiehlt Gabriela Hund den Wegweiser für Menschen mit Behinderungen im Odenwaldkreis, der vom Beirat für Menschen mit Behinderung Odenwaldkreis heraus gegeben wird.