Demenz?

Demenz im jüngeren Lebensalter – Kennenlern- und Vernetzungstreffen am 05.06.2025

Demenz ist ein Thema, das Sorgen bereitet. Gesellschaftlich und vor allem individuell. Viele fürchten sich vor dieser Krankheit, die immer häufiger auftritt, und die die Menschen emotional, sozial und kräftemäßig herausfordert. Wenn eine Demenz in das Leben Einzug hält, verändert sich vieles i.d.R. anders, als man es vorhergesehen hat.

Die Fachstelle Demenz in der Regionalen Diakonie ist da, um wichtige Informationen rund um das Phänomen Demenz zu bündeln und Betroffene und ihre An- und Zugehörigen umfassend und kompetent beraten zu können.

Auch wenn eines der Hauptrisiken für das Auftreten einer Demenz ein fortgeschrittenes Lebensalter ist, gibt es immer mehr Menschen, die bereits deutlich vor ihrem 65. Lebensjahr an einer Demenz erkranken. In Deutschland leben mehr als 100.000 Menschen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren mit einer Demenz. Umgerechnet auf den Odenwaldkreis sind das mehr als 120 Menschen.

Ihre Lebenssituation ist in der Regel eine andere als die von Menschen, die im Rentenalter erkranken. Oft sind sie berufstätig, es leben noch Kinder im Haushalt, oder es gibt alte Eltern, die selbst auf Unterstützung angewiesen sind. Auch finanzielle Verpflichtungen sind häufig eine zusätzliche Belastung.

Eine früh einsetzende Demenz hat tiefgreifende Auswirkungen auf das gesamte Leben. Das Gefüge der Partnerschaft verändert sich, die bisherigen Rollen müssen neu sortiert werden und die gesamte Lebensplanung bekommt eine neue Ausrichtung. Auch Kinder müssen lernen, mit der Erkrankung eines Elternteils umzugehen, und in der Regel verändert sich das Verhältnis zu beiden Eltern. In einer Lebensphase, in der es um die eigene Entwicklung und das Loslösen vom Elternhaus geht, bedeutet die Sorge um ein erkranktes Elternteil – oder auch um das pflegende -eine empfindliche Irritation.

Wer bei Beginn der Erkrankung berufstätig ist, braucht individuelle Lösungen, die es ermöglichen, im Beruf bleiben zu können, oder auch ohne unnötige Verluste in eine Erwerbsunfähigkeitsrente zu wechseln.

Menschen, die mitten im Leben stehen, stoßen oft auf Unverständnis, wenn sie bestimmte Dinge im Alltag nicht mehr leisten können, denn Außenstehende können die versteckteren Symptome einer Demenz nicht leicht erkennen. Auch ist nicht ein Tag wie der andere, und was heute unmöglich war, ist vielleicht morgen ganz unproblematisch. Das führt leicht zu Missverständnissen oder Konflikten.

Ein häufiges Problem sind auch Fehldiagnosen, die für Betroffene oft mit jahrelanger Einnahme falscher Medikamente gegen Depression oder Burnout einhergehen, weil sich die Symptome teilweise ähneln. So geht wertvolle Zeit verloren und die Betroffenen und ihre Familien erleben belastende Odysseen durch das Gesundheitssystem.

Je nach betroffener Gehirnregion unterscheiden sich die vorherrschenden Symptome. Bei einer sog. Frontotemporalen Demenz verändert sich z.B. besonders das Sozialverhalten: betroffene Menschen erscheinen oft egozentrisch und empathielos. Ungewohnt distanzloses, maßloses oder aggressives Verhalten irritiert und verunsichert die Mitmenschen. Auch eine häufig auftretende schwere Apathie ist für Angehörige sehr herausfordernd. Schwierigkeiten, komplexe Handlungsabläufe zu überschauen, vorauszudenken und logisch zu handeln, können andere bei einem Menschen, dem man keine Krankheit ansieht, nicht einordnen und verstehen.

Gleichzeitig sind viele Fähigkeiten (fast) unverändert erhalten, und es ist sehr wichtig, das zu fördern und zu genießen, was noch geht, anstatt über die vielen Sorgen zu verzweifeln und zu resignieren. Lebensqualität bedeutet, die Tage so nehmen wie sie kommen. Gefühle wie Freude und Glück gehören ebenso zum Alltag wie Angst und Trauer, Wut und Schuldgefühle. Mit ihnen umgehen zu lernen, kann für die ganze Familie zu einer Bereicherung werden.

Es gibt keine Patentlösung, jede Situation und jede Konstellation ist individuell. Was helfen kann, ist Bewegung an der frischen Luft, in der Natur, die wohltut und wo die Sinne eine Anregung finden. Auch hat es sich bewährt, kleine Rituale in den Alltag einzubauen, z.B. eine Radiosendung am Vormittag oder ein Tee am Nachmittag, was hilft, den Tag zu strukturieren und den Überblick zu behalten.

Wichtig ist, für die auftretenden und zunehmenden Herausforderungen Ansprechpartner zu finden. Menschen, die Verständnis haben, zu denen man Vertrauen fassen kann, die mit überlegen, wie man auf bestimmte Situationen reagieren kann und welche Lösungsideen im konkreten Fall sinnvoll erscheinen. Das können Familienmitglieder,
Freunde oder auch professionelle Berater sein, die die Erfahrung ermöglichen: du bist nicht alleine.

Da jung Betroffene andere Bedürfnisse haben als Menschen, die im Seniorenalter eine Demenzdiagnose erhalten, möchte die Regionale Diakonie alle Interessierten zu einem Kennenlern- und Vernetzungstreffen einladen. Bei Bedarf kann daraus eine Selbsthilfe- oder Freizeitgruppe entstehen, die sich regelmäßig trifft.

Termin: Donnerstag, 5. Juni 2025 18:00 – 19:30 Uhr in Michelstadt, Bahnhofstr. 38
Für Betroffene und Angehörige

Kontakt und Informationen: Die Fachstelle Demenz in der Regionalen Diakonie Odenwald wird über die Pflegeversicherung und den Odenwaldkreis ermöglicht. Die Regionale Diakonie Odenwald ist Träger psychosozialer Beratungs- und Betreuungsangebote und der soziale Dienst der evangelischen Kirche für den Odenwaldkreis. Die Angebote sind offen für alle Ratsuchenden, unabhängig von Nationalität, Religion oder sozialem Status. Termine können unter Tel. 06061-96500 oder info.odenwald@regionale-diakonie.de vereinbart werden. Mehr: www.diakonie-odenwald.de