Eine Gruppe von Männern und Frauen sitzen in einem Stuhlkreis

Selbstfürsorge für betreuende Angehörige

Wenn ein Familienangehöriger erkrankt oder eine beunruhigende Diagnose wie z.B. Demenz erhält, läuft das Familiensystem erstmal auf Hochtouren, um auf die neue Situation zu reagieren und bestmögliche Lösungen zu finden. In der Regel ist das mit einem hohen Zeit- und Energieaufwand verbunden, der plötzlich zusätzlich zu den bisherigen Anforderungen des Alltags ermöglicht werden muss. Neben allen organisatorischen und medizinischen Fragen kommen früher oder später die sozialen und emotionalen Komponenten der Situation ins Spiel. Gibt es Ressourcen, um die vielfältigen Belastungen zu kompensieren? Gibt es ein konstruktives Netzwerk, in dem die neuen Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden können? Wie ist die persönliche Disposition, mit Krisen umzugehen? Ist die eigene Lebenssituation stabil? Wie ist die Beziehung zu der Person, für die man plötzlich verantwortlich sein soll?

Je nachdem, wie man diese Fragen für sich beantworten kann, ist die Zeit der Betreuung eine Herausforderung, die man gemeinsam bewältigen kann, oder die einen über kurz oder lang in eine kräftezehrende Belastungsprobe manövriert. Nicht wenige pflegende und betreuende Angehörige geraten selber in seelische Krisen und in Erschöpfungsdepressionen.

Vor allem, wenn mangels verfügbarer Alternativen keine Lösung in Sicht scheint, oder Familienmitglieder gegeneinander arbeiten. Gerade in Zeiten kollabierender Gesundheits- und Versorgungssysteme lastet immer mehr auf den Schultern von Familienangehörigen, die keine ausreichende Entlastung finden.

Aber: Wenn auch die Betreuungspersonen zusammenbrechen, gibt es gar keine Hilfe mehr! Deshalb ist Selbstfürsorge unbedingt überlebenswichtig für alle Beteiligten! „Resilienz“ beschreibt die Fähigkeit, sich nach einer großen Belastung wieder regenerieren und stabilisieren zu können und ist erlernbar. Am besten beginnt man für sich zu sorgen, bevor der Zusammenbruch kommt, präventiv, und spätestens, wenn man merkt, dass eine Betreuungs- oder Pflegesituation an die eigenen Kraftgrenzen führt. Tiefsitzende Glaubenssätze wie „ich bin nicht gut genug“, „wie es mir geht, ist nicht so wichtig“ oder „sei nicht so egoistisch“ können und müssen entkräftet werden.

Am besten geht das gemeinsam mit anderen Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind und ebenfalls Schritt für Schritt lernen, wie man ressourcenschonend und resilient mit den Herausforderungen des Alltags umgehen kann und z.B. auch mal „Nein“-sagen lernt.

Der Gesprächskreis für Angehörige von Menschen mit Demenz ist ein solcher Ort, an dem man die belastenden Erlebnisse teilen kann und gemeinsam Möglichkeiten erschließen, wie man mit einer Situation umgehen kann, ohne dabei unnötige Kräfte zu verlieren. Oft ist es auch schon entlastend, zu erleben, dass andere ohne viele Worte verstehen, wie es einem geht. Oder dass man einfach unzensiert aussprechen kann, was gerade schwer ist. Manchmal hilft auch ein befreiendes gemeinsames Lachen über eine kuriose Situation oder auch ein guter Rat aus dem Pool der Erfahrungsschätze in der Gruppe. Gemeinsam geht es sowieso leichter.

Der Gesprächskreis trifft sich immer am ersten Dienstag im Monat von 16:30 – 18:00 Uhr, das nächste Mal am 03. Dezember im Gruppenraum der Regionalen Diakonie, Bahnhofstr, 38 in Michelstadt. Dieses Treffen im Advent steht unter dem Motto „Selbstfürsorge“ und richtet den Blick auf die Lichtpunkte im Alltag, die auch dabei helfen können, gemeinsam und positiver nach vorne zu schauen.

Der Gesprächskreis ist offen für alle Interessierten. Verschwiegenheit und wertschätzender Umgang miteinander sind selbstverständlich.

Anmeldung erbeten unter elke.boss@regionale-diakonie.de oder 06061 9650120

 

Kontakt und Informationen: Die Fachstelle Demenz in der Regionalen Diakonie Odenwald wird über die Pflegeversicherung und den Odenwaldkreis ermöglicht. Die Regionale Diakonie Odenwald ist Träger psychosozialer Beratungs- und Betreuungsangebote und der soziale Dienst der evangelischen Kirche für den Odenwaldkreis. Die Angebote sind offen für alle Ratsuchenden, unabhängig von Nationalität, Religion oder sozialem Status. Termine können unter 0606196500 oder info.odenwald@regionale-diakonie.de vereinbart werden. Mehr: www.diakonie-odenwald.de