Warnung vor schlummernder Gefahr

1.Dezember 2012  | mg

Aufklärung – Odenwälder Schüler begleiten Ausstellungsbesucher durch eine Informationsschau zum Welt-Aids-Tag

Junge Leute klären auf: Die Gruppe der Peer Educators vor dem Ausstellungstransparent HIV in Erbach zum Welt-Aids-Tag kostet vom symbolträchtigen Gebäck in Form von roten Schleifen. Foto: Manfred Giebenhain

ERBACH.

Seit 1988 findet jedes Jahr am 1. Dezember der Welt-Aids-Tag statt. Bereits am Donnerstag führten neun sogenannte Peer Educators rund 50 Schülern der Erbacher Schule am Sportpark und vom Beruflichen Schulzentrum des Odenwaldkreises durch die sechs Ausstellungsthemen – „auf Augenhöhe“, wie Marius Müller es beschreibt.

Er zählt zu der Gruppe junger Menschen, die von der Beratungsstelle für Schwangerschaft, Familie und Sexualität hierzu qualifiziert wurde. Wie auch die anderen Peer Educators ist er kaum älter als die Besucher, was genau dem Gedanken der Beratungsstelle entspricht, die vom Diakonischen Werk Odenwald (Michelstadt) getragen wird.
Dazu Anja Scheibel, auf deren Idee und Umsetzung hin die Ausstellung entwickelt wurde: „Die Schülerinnen und Schüler finden auf diesem Weg einen leichteren Zugang zum Thema HIV und Aids, als wenn Erwachsene oder Lehrer darüber reden.“ Wie ihre Berufskollegin Helga Fehrmann von der Aids-Beratung am Kreisgesundheitsamt macht die Sozialpädagogin die Erfahrung, dass unter jungen Menschen die weitverbreitete Meinung besteht, „HIV und Aids betrifft nur Randgruppen oder Drogenabhängige, also nicht mich“. „Durch ungeschützten Geschlechtsverkehr kann es jeden treffen“, korrigiert die Aidsberaterin den Irrtum. Kostenlos und anonym bietet das Gesundheitsamt den Test an. „Viele tragen den Virus in sich, ohne es zu wissen“, warnt Anja Scheibel. Schätzungsweise 3400 Neuinfektionen werden jedes Jahr bekannt – eine schlummernde Gefahr, denn die Gewissheit gebe es erst rund drei Monate nach einem HIV-Test. So lange brauche der Körper, um Antikörper zu bilden. Allein in Deutschland leben rund 80 000 infizierte oder an Aids erkrankte Menschen. Dank enormer Fortschritte in der Medizin sei eine normale Lebenserwartung gegeben, allerdings nicht ohne Einschränkungen durch die Nebenwirkungen eingesetzter Medikamente, ergänzt die Aidsberaterin.

Janina Schwenzer, Schülerin am Beruflichen Schulzentrum und bereits Mutter von zwei Kindern, gehört zu den ersten Peer Educators, die in der Jugendherberge im Einsatz sind. Sie findet, über Ansteckungsgefahren sollte recht früh informiert werden. Sie lässt sich bei der Führung durch die Ausstellung auch nicht von der einen oder anderen anzüglichen Bemerkung aus dem Konzept bringen. „Dahinter verbergen sich nur Unsicherheiten“, weiß sie. Auch Marius Müller hat gelernt, auf nicht laut geäußerte Fragen einzugehen – Sensibilität zahlt sich aus.
Unterstützt von der Kinder- und Jugendförderung werden bereits im Januar und Februar weitere Schüler zu Ausstellungsführern ausgebildet, freut sich Anja Scheibel über die Resonanz auf beiden Seiten.
Bisher gut angekommen sind auch rot eingefärbte Gebäckstücke in Nachahmung der roten Kampagnenschleifen, die es zum Anstecken gibt. Als guter Gastgeber hat die Jugendherberge die Idee der Veranstalter aufgegriffen und von der Küche in Form bringen lassen.