Ausgebremst – Impressionen aus Brombachtal

Brombachtal, 28.09.2024: Die Veranstaltung in Brombachtal, organisiert vom Behindertenclub Odenwald e.V. (BCO), zielte darauf ab, Barrieren für Menschen mit Behinderungen aufzuzeigen und ein Bewusstsein für die Herausforderungen im Alltag zu schaffen.

Insgesamt nahmen 21 Personen an der Veranstaltung teil, darunter mehrere Rollstuhlfahrer vom Behindertenclub Odenwald e.V. (BCO), sowie interessierte Senioren und Mitglieder des Vereins für Reha- und Gesundheitssport. Es gab eine Mischung aus Rollstuhlfahrern und Fußgängern, letztere konnten heute selbst Rollstühle nutzen, um einen Perspektivenwechsel zu erleben. Herr Zwicknagl und Herr Heckmann brachten dafür eine Reihe von Rollstühlen mit. (Weiter geht es mit dem Text nach den Fotos)

Begrüßung

Rollstuhlgruppe vor dem Rathaus

Bergauf mit Rollis
Kundenstopper bremst Rolli aus
Bergab mit Rollstühlen
Behindertenclub und Bürgermeister Koch

Elfi Kissinger, Vorsitzende des BCO**, begrüßte die Anwesenden vor dem Rathaus und erläuterte das Motto der Veranstaltung: „Ausgebremst“. Der Begriff verdeutlicht, wie oft Menschen mit Behinderung durch bauliche oder soziale Barrieren im Alltag behindert werden.

Bürgermeister Koch begrüßte die Teilnehmer sowie die 1. Vorsitzende der Gemeindevertretung Dagmar Mally und zwei weitere Gemeindevertreter. Durch seine langjährige Tätigkeit als Bereichsleiter der Nieder-Ramstädter Diakonie und Geschäftsführer der NRD Betrieb GmbH hat er bereits Erfahrung mit dem Thema Barrierefreiheit und möchte sich für weitere Verbesserungen im Brombachtal einsetzen.

Die Erkundung per Rollstuhl startete am Rathaus und führte die Gruppe, angeführt von Markus Zwicknagl , über verschiedene Stationen bis zum Dorfgemeinschaftshaus. Dabei wurde deutlich, welche Barrieren es in Brombachtal gibt.

Unterwegs hielt die Gruppe an der Volksbank/Sparkasse, die für Rollstuhlfahrer barrierefrei gestaltet ist. Auf dem weiteren Weg befanden sich Straßen- und Werbeschilder sowie parkende Fahrzeuge, die den Gehweg für Rollstuhlfahrer oder auch für Mütter mit Kinderwagen stark verengten.

Im Dorfgemeinschaftshaus fand anschließend eine Gesprächsrunde statt, bei der die Erfahrungen aus der Rollstuhl-Erkundung ausgewertet wurden.

Die Gesprächsrunde zur Barrierefreiheit nach der Befahrung mit Rollstühlen in Brombachtal verdeutlicht zahlreiche Hürden und Lösungsansätze:

Die Erfahrungen der Teilnehmer auf dem Rundgang waren:

– Barrierefreiheit nutzt allen: Besonders ältere Menschen und Menschen mit Behinderung profitieren. Etwa 10% der Deutschen besitzen einen Schwerbehindertenausweis.

– Rundgang mit dem Rollstuhl: Teilnehmer berichteten von Hindernissen wie Bordsteinen, Kanaldeckeln, kleinen Steinen und schrägen Wegen, die das Schieben von Rollstühlen erschwerten.

– Verantwortung beim Schieben: Das Fahren im Rollstuhl ist oft nur mit Unterstützung möglich. Hindernisse wie unebene Gehwege oder aufgestellte Kundenstopper am Berg erschweren das Fortkommen.

– Zugestellte Behindertenparkplätze:  Ein häufiges Problem, das zeigt, dass viele Menschen nicht verstehen, wie viel Platz benötigt wird.

– Fehlende Barrierefreiheit bei Veranstaltungen: Ein Beispiel war eine Comedyshow, die angeblich barrierefrei war, sich jedoch als unzugänglich für Rollstühle erwies.

Folgende Probleme und Herausforderungen wurden angesprochen:

– Fehlende bauliche Barrierefreiheit: Einige öffentliche Gebäude, wie die Sitzungshalle in Brombachtal, sind schwer zugänglich, da noch Aufzüge fehlen.

– Barrieren durch Mülltonnen und Verkehrsschilder: Diese blockieren oft Gehwege und stellen eine Gefahr für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen dar. Vorschlag: Aufkleber auf Mülltonnen, die darauf hinweisen, diese nach der Leerung zu entfernen.

– Barrierefreier Wohnraum: Ein großes Problem ist der Mangel an geeignetem Wohnraum für Menschen mit Behinderung. Vermieter sind oft zurückhaltend, weil sie Schäden durch Rollstühle befürchten.

Lösungen und Vorschläge:

– Entwicklung eines Barrierefreiheitskonzepts: Die Gemeindevertretung sollte ein Konzept entwickeln, das Barrierefreiheit langfristig fördert.

– Sensibilisierung der Bevölkerung: Maßnahmen wie die ordnungsgemäße Aufstellung von Schildern und Mülltonnen können helfen.

– Pflegedienst und barrierefreie Infrastruktur: Positive Beispiele aus der Vernetzung zeigen, dass es bereits den Bromischer Pflegedienst im Ort gibt und das Schwimmbad barrierefrei wird.

– Unterstützung beim Umbau: Förderungen bis zu 15.000 € für barrierefreie Umbauten sind verfügbar, sofern ein Pflegegrad besteht.

Initiativen und Netzwerke:

-Zusammen achtsam alt werden“: Eine Thema, welches im Rahmen der laufenden Dorfmoderation zur Brombachtal Initiative 2030 diskutiert wird, die den demografischen Wandel und Barrierefreiheit unterstützt.

– Digitalisierung und analoge Angebote: Barrierefreie digitale Angebote, wie die Dorf-App Crossiety, sind wichtig, doch analoge Lösungen müssen erhalten bleiben.

Weitere wichtige Maßnahmen:

– Demenzfreundliche Maßnahmen: Eindeutige Beschilderungen und Handläufe sind wichtig, um Barrieren für Menschen mit Demenz abzubauen.

– Technische Unterstützung: Induktionsschleifen und Mikrofonanlagen in Gemeindezentren wie in Reichelsheim helfen Menschen mit Hörbeeinträchtigungen.

Die Gemeinde ist auf einem guten Weg, braucht jedoch noch weitere Schritte, um Brombachtal für Menschen mit Behinderungen langfristig zugänglich und lebenswert zu machen.

Die Veranstaltung in Brombachtal zeigte auf, wie wichtig Barrierefreiheit ist und dass viele Hindernisse im Alltag von Menschen mit Behinderung noch beseitigt werden müssen. Es wurde angeregt, ein Konzept zur Barrierefreiheit in der Gemeinde zu entwickeln und die Bevölkerung stärker zu sensibilisieren. Die Gesprächsrunde bot Raum für Erfahrungsaustausch und konkrete Vorschläge, wie Barrieren abgebaut werden können, um die Lebensqualität in Brombachtal zu verbessern.

Kontaktadressen und weitere Informationen

BCO: http://behindertenclub-odenwald.de

Behindertenbeirat: http://www.behindertenbeirat-odenwaldkreis.de/

Regionale Diakonie: https://www.diakonie-odenwald.de/

EUTB: hhttps://www.eutb-bergstrasse.de/

EKHN Gemeindepädagogin Seelsorge mit seh- und hörbeeinträchtigten Menschen:
E-Mail: gabriela.hund@ekhn.de, Tel. 06151 359 36 16, Adresse: Herdweg 122 B, 64287 Darmstadt (Zuschüsse für Kirchengemeinden)

Kontakt Behindertenclub:

Elfi Kissinger, Kreuzweg 8, 64739 Höchst/Odw., Tel. 061632113, E-Mail: elfi.kissinger@web.de

Geschäftsstelle BCO:

Anja Pinkert, Behindertenclub Odenwald, E-Mail: anja.pinkert@regionale-diakonie.de/ bco.odenwald@regionale-diakonie.de